Black Friday: Die Schicksale hinter dem Sale

Die Black Week ist beendet – eine Rabattschlacht, die im Black Friday gipfelt. Doch hinter dem Black-Friday-Sale stecken oft menschliche Schicksale entlang der Lieferketten. Sie zeigen: Wir brauchen endlich ein wirksames Lieferkettengesetz!

Auch in Lübeck beteiligte sich die Initiative Lieferkettengesetz (LILi) an der bundesweiten Aktion, um auf die menschlichen Schicksale aufmerksam zu machen, die hinter den „Schnäppchen“  stecken, die in der Black Friday Woche besonders viele Kund*innen locken.

„Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass niedrige Preise und dazu noch hohe Rabatte in der Regel nur deshalb möglich sind, weil diejenigen, die diese Waren herstellen, zu Dumping Löhnen unter miesen Bedingungen arbeiten müssen“, stellt Horst Hesse von der Lübecker Initiative klar. „Dabei gibt es Alternativen und Hersteller von Kleidung und anderen Produkten, die bewusst darauf achten, dass Menschenrechte und Umweltstandards eingehalten werden. In unserem besonderen Stadtplan listen wir Lübecker Geschäfte auf, die fair und biologisch hergestellte Produkte führen.

„Shoppen ist für viele zur Freizeitbeschäftigung geworden“, meint Katja Mentz von der Fairtrade Stadt Gruppe. „Insbesondere die sogenannte Fast Fashion ist häufig so günstig, dass etliche Kleidungsstücke nur wenige Male getragen und dann entsorgt werden. Leider denken viele nicht darüber nach, welch traurige Schicksale zum Teil an ihrem Schnäppchen haften. Allerdings ist der Preis nicht immer entscheidend. Denn auch hochpreisige Designer Artikel garantieren nicht automatisch für faire nachhaltige Produktionsbedingungen.“

„Damit nicht allein die Konsument*innen als letztes Glied der Kette die Verantwortung tragen, braucht es auf Bundesebene endlich ein wirksames Lieferkettengesetz“, fordert  Manfred Hellberg, ebenfalls Aktivist für Fairen Handel. „Bundesminister Altmaier verhindert weiterhin, dass ein Gesetzentwurf im Bundestag verhandelt und beschlossen wird. Deshalb haben wir neben Informationen zum Lieferkettengesetz auch Postkarten verteilt, mit denen Minister Altmaier dazu aufgefordert werden kann, endlich die Unternehmen in Verantwortung zu bringen, die bisher profitieren.“

Diese Protestpostkarten können Sie im Weltladen in der Hüxstraße 82 oder bei ONE Fairtrade in der Königstraße 106 erhalten. Auch online kann die Petition mitgezeichnet werden: https://lieferkettengesetz.de/

Die Bundesinitiative Lieferkettengesetz schreibt dazu:

„Zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts versuchen viele Unternehmen noch einmal alles, um unsere Konsumlust anzukurbeln. Mega-Rabatte, Sensations-Angebote, Super-Sales… Wie können sich Unternehmen so niedrige Verkaufspreise leisten? Einige von ihnen sparen selber – und zwar an Umweltschutz und Arbeitsstandards in ihren Lieferketten.

Für Konsument*innen ist es am Black Friday, aber auch im ganzen restlichen Jahr praktisch unmöglich, beim Einkaufen zu beurteilen: Steckt in dieser Schokoladentafel Kinderarbeit? Haben die Näher*innen jenes T-Shirts einen fairen Lohn erhalten? Und unter welchen Bedingungen wurden eigentlich die Rohstoffe abgebaut, die in diesem Smartphone verarbeitet sind? Fest steht: Immer wieder nehmen deutsche Unternehmen in ihren Lieferketten Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen in Kauf. Die Liste mit Beispielen ist viel zu lang.

Ein starkes Lieferkettengesetz könnte das ändern: Egal ob jemand zur Schokolade, zum T-Shirt oder zum Smartphone greift – er oder sie wüsste dann: Das jeweilige Unternehmen hat auf Menschenrechte und Umweltschutz geachtet. Denn ein Lieferkettengesetz würde Unternehmen dazu verpflichten, Risiken ihrer globalen Geschäfte auf Menschenrechte und Umwelt zu ermitteln, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen und darüber transparent zu berichten. Käme es dennoch zu einem Schadensfall – die Betroffenen hätten einen besseren Zugang zu deutschen Gerichten, um Schadensersatz einzufordern.

Doch so weit sind wir noch nicht. Während in Guatemala Unternehmen für den Anbau von Palmöl Regenwald roden und während in Westafrika Kinder auf Kakaoplantagen schuften, versuchen hierzulande die Wirtschaftsverbände alles zu tun, um ein Lieferkettengesetz zu verhindern. Und ihr Druck auf den Bundeswirtschaftsminister zeigt durchaus Wirkung: Bislang blockiert Peter Altmaier genau die Punkte, die ein Lieferkettengesetz wirksam machen würden.

Wir fordern von Minister Altmaier: Schluss mit dieser Blockadehaltung! Menschenrechte und Umweltschutz dulden keinen Aufschub mehr! Auch du kannst dich an den Minister wenden und jetzt eine Protestmail schicken. Denn ohne ein Lieferkettengesetz ist der Black Friday kein Grund zum Feiern – Rabatte auf Kosten von Mensch und Umwelt können wir uns sparen!“

Manfred Hellberg und Horst Hesse von der Lübecker Initiative Lieferkettengesetz
In der Breiten Straße lockten Geschäfte mit Sonderrabatten von 30%