Filmveranstaltung „Dreckiges Leder“

rechts im Bild: Fairtrade-Stadt-Gründer Horst Hesse

In Kooperation mit INKOTA Netzwerk und dem Kino KOKI zeigte Fairtrade Stadt Lübeck am 12. Dezember den Dokumentarfilm „Dreckiges Leder“. Der Film zeigt auf bedrückende Weise, unter welchen Umständen Lederschuhe in Asien hergestellt werden und verdeutlicht, welche Veränderungen es in der Ledergerberei und Schuhproduktion geben muss, um Menschenrechte weltweit einzuhalten und die Umwelt zu schonen.

2021 gaben Deutsche 10,5 Milliarden Euro für Schuhe aus. Der Film beginnt mit der Frage, wie eigentlich Schnäppchen für unter 20 Euro zustande kommen. Wo kommen die Schuhe her? Zu welchen Bedingungen wurden sie produziert? Die Reise geht nach Indien, eins der Hauptlieferanten auch für deutsche Hersteller wie z.B. Deichmann. Der Film dokumentiert durch Interviews, dass Arbeiterinnen an sechs Tagen pro Woche für umgerechnet 90 Euro arbeiten, mit Überstunden kommen sie auf 115 Euro – ein Lohn, der nicht ausreicht, um das Existenzminimum für ihre Familie zu decken. 4,5 Millionen Menschen arbeiten in Indien in der Lederindustrie. Auch Kinderarbeit ist keine Seltenheit.

In der Ledergerberei werden giftige Chemikalien wie Chrom 6 verwendet, weil damit das Leder schneller weiterverarbeitet werden kann. Die Chemikalien stammen häufig aus Deutschland, wo sie, wenn überhaupt, nur unter strengen Umwelt- und Schutzstandards verwendet werden dürfen. Der Film zeigt, dass die indischen Arbeiter*innen weder Schutzkleidung noch Schuhe tragen und direkt mit den Chemikalien in Kontakt kommen. Nach den Arbeitsvorgängen werden die Chemikalien ungefiltert in die Flüsse geleitet, gelangen so ins Grundwasser und in die Lebensmittel.

Die Menschen werden krank, Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und Krebs sind häufige Folgen für die Arbeiter*innen in der Lederindustrie. Und das alles für unseren Konsum. Rund 90 Prozent aller Schuhe werden in Asien hergestellt.

Dabei gibt es Alternativen und Initiativen, die sich für menschenwürdige und existenzsichernde Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern einsetzen. Eine davon ist die Initiative „Change Your Shoes“, deren Initiator im Film zu Wort kommt. Auch das Lieferkettengesetz verspricht Veränderungen – allerdings ist es noch ein sehr weiter Weg.

Andreas Slemeyer, Anke Beutel

In der anschließenden Diskussion, bei der INKOTA Referentin Anke Beutel Tipps zu nachhaltigerem Konsum gab, wurde deutlich, dass es nicht einfach ist, die Bedingungen für die Menschen in Asien als Konsument*in zu beeinflussen. Dennoch gibt es Alternativen zu Schuhen „Made in Asia“, wobei auch ein Schuh, der vermeintlich aus Italien kommt, nicht unbedingt dort hergestellt wurde. Die anwesenden Kinobesucher*innen waren sich darin einig, dass es für die Umwelt am besten ist, so wenig wie möglich neu zu kaufen und lieber in hochwertige Produkte zu investieren, die zum Teil ein Leben lang halten. Für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen und hohe Umweltschutzstandards müssen politische Regulierungen wie das EU-Lieferkettengesetz dauerhaft sorgen.

 

Wer den Film verpasst hat: https://www.youtube.com/watch?v=keKxkzdTX4E